Ausblicke

Jahresrückblicke sind doch langweilig. Erstens kommen sie inflationär und im Stundentakt auf allen möglichen Fernsehkanälen daher – mal mehr, mal weniger gut moderiert. Zweitens scheinen nun auch Möchtergern-Superstars und frauensuchende Bauern die Weltgeschichte zu bewegen, auch das spricht dafür, sich nicht länger diesem Format zu widmen.

Viel interessanter ist doch ein Ausblick auf das kommende Jahr und da ist – zumindest in unserer Branche – Einiges der Erwähnung wert:

So sorgte Googles Ex-Oberchef Eric Schmidt in den vergangenen Tagen für ein wildes Brodeln der Gerüchteküche, in einem Interview mit der italienischen Zeitung Corriere della Sera soll er einen eigenen „Google Tablet“ angekündigt haben – das wäre schlichtweg der Fehdehandschuh für Apple, Samsung und Konsorten, die ja bereits seit Monaten einen erbitterten Krieg um den Milliardenmarkt der mobilen Endgeräte führen – ausgetragen vor allem von hoch bezahlten Patentanwälten. Ein entsprechendes Google-Tool könnte diesen Markt erheblich aufmischen.

Das mobile Segment wächst derzeit unaufhaltsam und hat Zuwachsraten, die man aus der Frühzeit des kommerziellen Webs kennt, sehr zum Leidwesen der klassischen Medien wie Print und TV, die weitere Anteile des Werbekuchens werden abtreten müssen.

In Deutschland werden Datenschützer auch im kommenden Jahr gegen Facebook, Google und andere Netzwerke wettern – ohne dass sich dafür irgendjemand interessiert. Staatliche Schnüffeleien hingegen werden wohl weiterhin als zwingend notwendig erachtet werden – schließlich sind wir ja alle Terroristen. Privacy und Datenschutz müssen im Zeitalter der globalen Vernetzung eine völlig anderer Bewertung erfahren, leider ist die Mitte Europas weit davon entfernt, schlüssige Rezepte in der Schublade zu haben. Was daran liegt, dass die verantwortlichen Politiker und Juristen seit Jahren mit einer bemerkenswerten „Flachkompetenz“ glänzen – der Satz „Ich gucke Internet“ von Bärbel Höhn (B90/Grüne) spricht Bände. Frischen Wind haben da die Piraten rein gebracht, hoffen wir, dass die sich Kompetenz bei anderen brennenden Themen verschaffen und uns ansonsten erhalten bleiben.

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben: Während amerikanische Netzwerke wie Facebook und Google+ mit einer Innovationsflut begeistern, treten die deutschen Protagonisten auf der Stelle. Mit der Folge, dass wohl die VZ-Netzwerke, die zur Holzbrinck-Gruppe gehören und von denen für 80 Millionen Öre erworben wurden, massiv Nutzer verlieren und im ersten Halbjahr 2012 allem Anschein nach den Weg alles Irdischen gehen werden. Insgesamt kommen die Killer-Apps nach wie vor aus den USA: Hierzulande werden Gründer und Innovatoren viel zu häufig alleine gelassen, Wachstum wird abgewürgt, viel zu schnell sollen schwarze Zahlen generiert werden. Investoren sind zu zögerlich und haben Angst vor Risiko – Erfolgsgeschichten wie Google und Facebook sind hierzulande schlichtweg unmöglich, schon weil die nötigen Gelder als „Risikokapital“ verunglimpft werden. Übrigens eine Wortschöpfung, die es wohl nur bei uns gibt. Klar, es gibt ein paar Ausnahmen, aber die lassen sich an einer Hand abzählen und spielen international kaum eine Rolle.

Moderne Browser sind cool. Innovative und smarte Webanwendungen werden auch im kommenden Jahr mittels HTML5 und CSS3 generiert werden, da ist das W3C, die Wächter der Internet-Standards, mit den von ihm propagierten XHTML einfach ins Hintertreffen geraten – wer zu spät kommt…

Jedenfalls wird sich auch 2012 die Entwicklung der virtuellen Welt in einem atemberaubenden Tempo vollziehen und wir werden unsere Finger am Puls der Zeit haben, um Sie mit den neuesten Innovationen und Informationen vertraut zu machen. Und selbstverständlich werden die gewonnenen Erkenntnisse und unsere Projekte einfließen – und so wird TAGWORX.NET ein Teil dieser Entwicklung sein und aufregende Dinge mit gestalten.

Ihnen allen ein gutes Jahr 2012!