Es ist alles vorbei. Oder doch nicht?
Esoteriker und Endzeit-Theologen prophezeien seit Monaten den bevorstehenden Weltuntergang, der auf einem verwitterten Stein – einem Mayakalender bei dem sich herausgestellt hat, dass er gar nicht von den Mayas ist – vorhergesagt wird. Dort steht für einige Schwachmaten eingemeißelt, dass am 21.12.2012 alles zu Ende ist – zumindest nach dem gregorianischen Kalender, auf den wir auf Anraten Papst Gregors XIII. seit Ende des 16. Jahrhunderts vertrauen.
Wie sieht das jetzt eigentlich auf dem julianischen Kalender aus? Immerhin war der noch bis weit ins 20. Jahrhundert gültig, im kirchlichen Bereich ist er das teilweise heute noch. Der liegt rund 3 Wochen zurück – ein paar unserer Gattung haben demnach noch eine gewisse Chance, ihr unbedeutendes Dasein um ein paar Tage zu verlängern.
Unsere jüdischen Mitbürger können das ganze Drama relativ gelassen sehen, im jüdischen Kalender schreibt man das Jahr 5773 – die große Apokalypse muss demnach vor rund 3761 Jahren stattgefunden haben, zu einer Zeit also, als es weder den Maya-Kalender noch die Mayas selbst gegeben haben kann.
Fein raus sind auch die Anhänger des Islams, dort schreibt man gerade das Jahr 1434, Taliban & Co haben also noch genau 578 Jahre Zeit, die islamische Revolution zu vollenden, bevor widerliche Gammablitze, magnetfeldfressende Sonneneruptionen oder geradlinige Planetenstellungen unseren Planeten in eine menschenleere Staubwüste verwandeln. Denn dazu brauchen wir ganz sicher kein Weltuntergangsszenario, das wird die Menschheit in ein oder zwei Jahrhunderten ohnehin alleine durch ihre Lebensweise geschafft haben.
Dennoch werden die Boulevardmedien nicht müde – und dazu zählen neben dem großformatigen Wurstblatt auch diverse Nachrichtensender – den 21. Dezember negativ zu besetzen, das Unvermeidliche geradezu herbeizureden und unterschwellige Ängste zu schüren. Und damit stoßen sie sowohl bei bildungsfernen als auch bei dumpf religiösen Schichten auf offene Ohren. Es ist ja auch viel einfacher, ein diffuses Untergangsszenario oder eine Sonneneruption für die Zerstörung unseres Planeten verantwortlich zu machen, als die eigene Lebensweise zu ändern oder die politische Kaste demokratisch in die Pflicht zu nehmen. Stattdessen ergötzt man sich an pseudowissenschaftlichen Ergüssen wie „Zukunft ohne Menschen“ oder „Die Welt ohne uns“.
Übrigens fällt mir gerade folgender Witz ein:
Treffen sich zwei Planeten im Weltall. Sagt der eine zum anderen: „Du siehst aber schlecht aus!“. Der andere: „Ja, mir geht’s auch nicht gut, ich habe ‚homo sapiens'“. Sagt der erste: „Mach‘ dir nichts draus, das hatte ich auch mal, das geht vorbei!“
Ich freue mich jedenfalls auf das kommende neue Jahr und die Begegnungen mit vielen Menschen, die das Massensterben überlebt haben – oder sich einfach kein X für ein U vormachen lassen.